
Studienreise des Vereins der Freunde der Erwachsenenbildung in die Diözese Gurk
Gemeinschaft erleben können und gleichermaßen Tiefsinniges wie Besonderes, aus verschiedenen Bereichen näher kennen zu lernen und zu reflektieren war das Ziel. Gleich unser erster „Programmpunkt“ in Metnitz („Zentrum des Totentanzes“ ) mit der „Vielfalt der Totentänze“ hat uns alle tief beeindruckt. die Besichtigung der dortigen Pfarrkirche St. Leonhard in Metnitz (gesichert Pfarre seit 1121) - dotiert durch die Hl. Hemma von Gurk - folgte. Das Entstehen derartiger Kunstschätze in diesem bukolisch gelegenen Dorf, war überraschend und hat uns alle umso mehr beeindruckt.
Noch am gleichen Abend durften wir uns durch den würdigen Empfang im Dom zu Gurk, seitens Dompropst Dr. Engelbert Guggenberger, geschätzt und geehrt fühlen. In einer tiefschürfenden Darlegung der religions- und kulturgeschichtlichen Entwicklungen der Diözese Gurk, gab er uns fundierten Einblick zurück bis in die Römerzeit, die Wiederherstellung stabilerer Verhältnisse nach den Wirren der Völkerwanderung und des Konfliktes zwischen Aquileja und Grado der aus dem Süden nach Kärnten einwirkte, sowie die Ambitionen Salzburgs nach der Schlacht am Lechfeld von Westen. Die Landesheilige Kärntens Hemma und der selbstbewusste Bischof Roman prägten die Phase um die Errichtung des Domes. Bis herauf zu Reformation und Gegenreformation sowie den schwierigen zeiten für die katholische Kirche unter Kaiser Josef II. wurde uns durch unseren Gastgeber ein fundierter Einblick gegeben.
Das Wohlwollen des Domprobstes und die akribische Vorausplanung durch Franz Knittelfelder, ermöglichte uns am nächsten Vormittag in und um den Dom atemberaubende Einblicke in die Wunder und Schätze von Gurk. Nach der 100säuligen Krypta mit dem unglaublich ergreifenden Grab der Hl. Hemma und den Fresken der Bischofskapelle in der Westempore des Doms, konnten wir im Dommuseum sogar das sonst sorgsam gehütete Fastentuch und die unermesslich wertvollen Kostbarkeiten des Dommuseums auf uns wirken lassen. Niemand aus unserer Runde konnte und wollte sich diesem Faszinosum verschließen!
Eine Besichtigung der Seminarkirche in Tanzenberg bot mit wirkmächtiger moderner Kunst einen Kontrapunkt zu 1000jähriger Geschichte, in die wir am Abend in Maria Saal eintauchen konnten.
Auf den Spuren des Marien-Pilgerweges, brachen wir am nächsten Tag ins Lesachtal, die westlichste alpine Region Kärntens, auf. Dieses grenzt im Gailtal an Osttirol und die Lienzer Dolomiten an. Bevor wir in der Basilika Maria Luggau Gottesdienst feiern durften, konnten wir ein agrarisches Wahrzeichen des Lesachtals kennlernen. Helene Lugger – Kuratorin des Mühlenmuseums und Hüterin der Besonderheiten des Lesachtaler Brotes - immerhin UNESCO Kulturerbe - brachte uns eindringlich näher, was Nachhaltigkeit in dieser alpinen Idylle - die aber zu ihrer Erhaltung harter Arbeit bedarf - bedeutet. Die Legenden um die Marienerscheinungen, die im 16. Jhdt zum Bau des Klosters und damit zur Entwicklung eines der bedeutendsten Marienwallfahrtsorte Kärntens führte, gingen uns allen zu Herzen.
Donnerstags brachten uns Jan Salcher, Obmann der lokalen Gruppe des Alpenvereins Austria, seine Zukunftsvision des Alpintourismus nahe. Maria Luggau gemeinsam mit anderen Orten in der Umgebung ist nämlich eines der wenigen „Bergsteigerdörfer“ Österreichs, in denen ein sanftes und den Auswüchsen des Massentourismus nicht zugeneigtes Bergsteigen gepflegt wird. Wie diese zukunftsträchtige Form eines sanften Alpintourismus umgesetzt wird, konnten wir auf dem Hochweißsteinhaus des Alpenvereins Austria in 1868 m Seehöhe miterleben. Ein Beleg für das erfolgreiche Friedensprojekt Europa, ist der dortige „via de la pace“ auf über 66 km über den gesamten Hauptkamm der karnischen Alpen. Immer wieder kann man diesen entlang alter Befestigungen aus dem ersten Weltkrieg wahrnehmen; heute leben dort alle Kulturen und Nationen nicht nur in Frieden sondern sogar in unverbüchlicher Freundschaft zusammen.
Die Hütte ist dank massiver Investitionen klimaneutral. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen konnte uns das Team um Hüttenwirt Marian Guggenberger (die Familie betreibt diese Hütte in 3. Generation) einen traumhaften gemütlichen (nach je 90 min. Auf- und Abstieg) bunten Nachmittag bieten. Wieder einmal hat sich für den Verfasser dieses Berichtes bestätigt, dass ein Liederbuch (wie jenes das von ihm herausgegeben und in ausreichender Anzahl im Rucksack mit nach oben gebracht) viele Kindheits- und Jugenderinnerungen wieder hochbringt und dann des Singens nicht genug werden kann. Die traditionellen Abschiedslieder auf Berghütten („Wahre Freundschaft“ und „Kein schöner Land“) verklangen dann doch in einiger Wehmut.
Die zivilgesellschaftlich fundierte Vernetzung von Bildungsakademie Weinviertel und Alpenverein Austria hat sich im Lesachtal in beide Richtungen befruchtend entfaltet; die für beide Partner zentralen Themenfelder wie Schöpfungsverantwortung und Gemeinwohlverpflichtung haben sich eindrücklich manifestiert. Die Mitglieder der Reisegruppe dürften als Botschafter ins Weinviertel für die Alpinidylle Lesachtal gewonnen worden sein. Es bleibt zu hoffen, dass umgekehrt auch die Gastgeber uns in guter Erinnerung behalten haben.
Am Heimweg nach Wien und Niederösterreich durften wir im „Schatzhaus Kärnten“ dem Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal noch einen religions-, kunst- und kulturhistorischen Höhepunkt und Abschluss dieser inspirierenden Studienreise bewundern und bestaunen.
Während der ganzen Woche hat uns die treffliche und feinfühlige geistliche Begleitung durch Domdekan Rudolf Prokschi wohlgetan. Die Begleitung der Gebete und Gottesdienste auf der Orgel durch Organistin Frau Maria Pernold aus Ladendorf war ebenso für alle eine große Freude! Herzlichen Dank dafür.
Fritz Macher, Obmann des Vereins der Freunde der Erwachsenenbildung
Kontakt/Rückfragen:
KR Friedrich Macher, Prof.em
Generaldirektor i R
friedrichmacher@aon.at
Gruppenfoto (zur freien Verfügung / die Reisegruppe in Maria Luggau)
Besuch im Dom zu Gurk / Dompropst Dr. Engelbert Guggenberger
Besuch im Lesachtal
Stift St. Paul zum Abschluss